Der Biodiversity Action Plan (BAP) auf Landschaftsebene
Die Maßnahmen zum Insektenschutz in unseren Insektenfördernden Regionen basieren aus technischer Perspektive auf dem Einsatz eines Instruments, das in anderen Projekten bereits vielfach seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt hat: des Biodiversity Action Plan. Unterstützt wird er vom Biodiversity Performance Tool und dem Biodiversity Monitoring System.
Biodiversity Action Plan (BAP) für Insektenfördernde Regionen
Leitfaden Erstellung des Regionalen BAP
Der regionale BAP einer insektenfördernden Region beinhaltet zwei große Linien:
- Den Schutz der existierenden Biodiversitätselemente sowie die Schaffung weiterer Potentiale für Biodiversität (Lebensräume, Nahrungsgrundlagen)
- Die kontinuierliche Reduzierung von negativen Wirkungen auf die Biodiversität durch landwirtschaftliche Praktiken und andere Landnutzungen.
Die Erarbeitung eines regionalen BAP erfolgt in vier Schritten:
- Analyse der Stärken und Schwächen auf der Grundlage der Ist-Situation
- Festlegen der Handlungsfelder und der messbaren Zielen für jedes Handlungsfeld
- Auswählen von Maßnahmen für die Handlungsfelder mit Verantwortlichkeiten und Zeitplänen
- Auswahl an Kennzahlen und Indikatoren für das Monitoring sowie Festlegen des Monitoringprozesses.
Dies sind die typischen Elemente eines Managementprozesses. Der Schutz und die Verbesserung der Biologischen Vielfalt – und speziell der Insekten – benötigt ein Management, mit dem die Region auf die Ausgangslage und die sich ändernden Rahmenbedingungen eingehen kann. Beim Schutz der Biodiversität geht es darum, eine kontinuierliche Verbesserung der relevanten direkten und indirekten Einflüsse zu erreichen. Aus diesem Grund bezieht sich der BAP auch auf eine Verbesserung der Potentiale für Biodiversität bzw. für die Insekten. Ob sich nach einer erfolgreichen Implementierung des BAP tatsächlich mehr Biodiversität /Insekten auf den (landwirtschaftlich) genutzten Flächen einstellen, hängt u.a. auch mit Faktoren zusammen, die von der Region nicht direkt beeinflusst werden können, z.B. die Wirkungen des Klimawandels.
Laufzeit eines regionalen BAP: Der BAP beinhaltet Maßnahmen, die entweder kurzfristig, mittelfristig oder langfristig umgesetzt werden. Es empfiehlt sich, den BAP für die Region auf drei bis fünf Jahre auszulegen.
Umsetzung der Maßnahmen: Für den regionalen BAP werden die Handlungsfelder und die Maßnahmen festgelegt, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Diese Maßnahmen müssen auf die Landnutzungsebene heruntergebrochen werden, z.B. für die landwirtschaftlichen Betriebe, die kommunalen Verwaltungen oder die Waldbesitzer.
Der Hauptfokus des BAP liegt auf der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen, d.h. die beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe erstellen individuelle BAPs auf der betrieblichen Ebene, in denen sich die vereinbarten Maßnahmen des regionalen Biodiversitäts-Aktionsplans widerspiegeln.
Einsatz des Biodiversity Performance Tool (BPT)
In einer insektenfördernden Region wird auf möglichst vielen landwirtschaftlichen Betrieben das Biodiversity Performance Tool (BPT) eingesetzt. Dieses wurde im Rahmen der Initiative Food & Biodiversity entwickelt.
Das BPT unterstützt Landwirte bei der Erstellung eines Biodiversitäts-Aktionsplans sowie beim Monitoring der Umsetzung. Das BPT erfasst 78 Kennzahlen zum aktuellen Stand der Biodiversität sowie zu den landwirtschaftlichen Praktiken. Die Kennzahlen haben eine direkte oder indirekte Relevanz für den Schutz der Insekten. Einige weitere Insekten-Indikatoren werden ergänzt. Die Eingabe der Daten kann selbst von den Landwirt*innen oder zusammen mit einem Berater*in gemacht werden. Nach der Dateneingabe visualisiert das BPT die Stärken und Schwächen auf den Betrieben in Bezug auf die Biodiversitätsleistungen.
Die Anwendung des BPT erlaubt die zielgerichtete Erstellung eines betrieblichen BAPs, der bei den Betriebszweigen mit dem größten Verbesserungspotential ansetzt. Durch wiederholte Anwendung des BPT lässt sich die Umsetzung des Biodiversitätsaktionsplans nachvollziehen und prüfen. Der BAP kann fortgeschrieben werden.
Einsatz des Biodiversity Monitoring System (BMS)
Das Biodiversity Monitoring System (BMS) überprüft die Entwicklung der Potentiale für Biodiversität auf der Basis von aggregierten Daten von Betrieben einer Organisation, z.B. einer Standardorganisation oder Erzeugergemeinschaft. Das System erfasst aktuell 25 Kennzahlen und Indikatoren mit Relevanz für die biologische Vielfalt. Weitere insektenspezifische Indikatoren werden gegebenenfalls ergänzt. Die Eingabe der Daten kann selbst von den Landwirt*innen oder von Berater*innen oder Auditor*innen gemacht werden. Auf einem Dashboard werden die aggregierten Daten der Organisation angezeigt und die Entwicklung der Indikatoren kann über die Zeit dargestellt werden.
Eine weitere zu entwickelnde Ebene des BMS soll die tatsächliche Wirkung auf die Biodiversität überprüfen. Geplant ist, dies anhand der Entwicklung weniger regionaler Indikatorarten zu erfassen. Entwickeln sich die Bestände der regionalen Zielarten positiv, können damit auch positive Rückschlüsse für das /die Ökosysteme gezogen werden.
Die Indikatorarten sollten regionsspezifisch ausgewählt werden. Dazu wird die Expertise von Fachleuten benötigt, ebenso für die Evaluierung der Bestände der ausgewählten Schlüsselarten. Dabei ist die Einbindung von Fachleuten ein Kostenfaktor. Aus diesem Grund soll das Monitoring Ebene 2 nur alle 3-5 Jahre auf ausgewählten Betrieben/Flächen erfolgen. Diese landwirtschaftlichen Betriebe sollten repräsentativ für die Region sein.